Erfolgreiche Bekämpfung von Kirschessigfliegen mit Kalk

Rechtzeitig zur Erntesaison häufen sich wieder die Anfragen zu den Möglichkeiten der Bekämpfung der Kirschessigfliege mit Kalk. Erste Versuche zeigen eine signifikante Reduktion der Eiablage von KEF bei der Anwendung von Löschkalk.

Vor zwei Jahren verursachte die Kirschessigfliege (Drosophila suzukii, KEF) erstmals nennenswerte Schäden auf Schweizer Obst. Fachleute sind der Meinung, dieser Schädling werde sich in Mitteleuropa noch länger halten, da er hier keine natürlichen Feinde hat.

Zwar haben sich die Verluste im vergangenen Jahr - wohl auf Grund der günstigen Witterung in Grenzen gehalten, für die laufende Saison werden aber nach dem recht regnerischen Sommer wiederum massive Ernteausfälle befürchtet. Bei Niederstammobst sind Netze nützlich, bei Hochstämmern dagegen müssen andere Massnahmen ergriffen werden (Südostschweiz, 8.9.16). Viele Landwirte suchen aus diesem Grund nach einer Behandlungsmöglichkeit. In der EU besitzt Löschkalk seit Kurzem eine Zulassung als Grundstoff für die Bekämpfung von Obstbaumkrebs. In der Schweiz ist eine Zulassung in Abklärung. Löschkalk oder Kalkhydrat (chemisch: Calciumhydroxid) ist ein stark alkalischer Stoff, der verschiedene Keime abtöten kann. Bisherige Untersuchungen zeigen, dass Löschkalk eine signifikante Wirkung gegen die Eiablage der KEF aufweist.

Die repellente Wirkung war auch 13 Tage nach Behandlung und trotz 12 mm Regen noch nachweisbar. In diesem Vergleich haben Klinospray + Heliosol keine Wirkung gezeigt. (z.B. F. Cahenzli, C. Daniel Forschungsinstitut für biologischen Landbau, FiBL, 5070 Frick, Schweiz, 2015). Kalk ist seit Jahrtausenden bekannt. Seine chemischen und physikalischen Eigenschaften sind intensiv untersucht. Kalkprodukte haben im Vergleich zu konventionellen Insektiziden den Vorteil, dass sie relativ schnell mit dem Kohlendioxid der Luft reagieren. Dabei entsteht Calciumcarbonat, also Kalkstein. Kalkstein ist praktisch überall in der Natur vorhanden. Deshalb ist die Gefahr einer Verschmutzung von Gewässern längerfristig ausgeschlossen, und ein dauerhafter Verbleib in der Umwelt ist nicht zu befürchten.

Allerdings besteht bei einer Überdosierung von gelöschtem oder gebranntem Kalk das Risiko, die Früchte oder gar die ganze Pflanze durch den Überschuss an Alkalität zu schädigen. Erste Tests im Weinbau haben ergeben, dass die Trauben vor der Ernte bzw. dem Pressen gründlich mit Wasser gewaschen werden sollten, um den Säuregehalt des Weins nicht zu stark zu beeinträchtigen. Gebrannter und gelöschter Kalk der KFN erfüllen alle Anforderungen, um als Lebensmittelzusatzstoff verwendet zu werden. Die Produkte sind zwar stark alkalisch und deshalb mit den jeweiligen Sicherheitsvorkehrungen für Anwender und Umwelt anzuwenden, toxische Nebenbestandteile sind aber nachweislich in derart geringen Mengen enthalten, dass keinerlei Risiko für Mensch, Tier oder Pflanze besteht. Dies setzt natürlich einen fachgerechten Einsatz voraus. Das Thema wird derzeit mit Hochdruck vorangetrieben.

Landbote 16.11.2016: Ex-Syngenta-Forscher kritisiert die Pestizidpolitik des Bundes (476 KB)

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